Projekt Homeserver im Eigenbau 1: Einleitung und Vorüberlegungen

Ich habe lange überlegt, ob ich das mal versuchen sollte, einen eigenen Server zu bauen und zu installieren. Eine geraume Zeit hat mich aber die Fülle an Aufwand abgeschreckt, die damit verbunden ist. Zu bequem war es bisher, einfach ein fertiges NAS zu Hause hinzustellen und den Aufwand den Herstellern zu überlassen. Der einzige Aufwand, mit dem ich es zu tun haben wollte, waren die gelegentlichen Updates des Systems.

Seit einiger Zeit nun nutze ich ein QNAP TS-859 Pro+ NAS mit 8 Festplatten. Es war, für mich als jemand, der auf Screenreader angewiesen ist, nie wirklich leicht bedienbar. Aber mit jedem Update wurde es schlimmer. Und jetzt, seit der Version 4.0 oder aktuell mit 4.1.0, ist es nahezu unmöglich oder nur mit viel Rumprobieren machbar. Mit jedem Update kamen auch neue Funktionen hinzu, die ich an dem Teil nie gebraucht hatte, die aber die Bedienoberfläche nur noch unübersichtlicher gemacht haben. Pakete, die aktiv waren und das System verlangsamt haben, die ich nie brauchte, und und und. Nach jedem Update durfte ich dann die ganze Konfiguration durchsehen, ob sich z. B. die Musikstation nicht durch Zauberei wieder aktiviert hatte, obwohl ich das vorher deaktiviert hatte. Was mich aber am meisten stört, jedenfalls so mit der Zeit, dass mir nicht im Mindesten klar ist, was auf der Kiste wirklich passiert und welche Dienste da alles laufen.

Nun, auch das QNAP NAS läuft unter Linux, also dürfte es doch möglich sein, sich selbst so eine Kiste zu basteln. Klar, so hübsch, niedlich und klein wird der Eigenbau wohl kaum werden. Statt eines handlichen Würfels mit praktischen Festplatteneinschüben wird es wohl eher ein Tower-Gehäuse mit fest verbauten Platten werden. Aber ich will mit dem Ding ja auch keinen Schönheitswettbewerb gewinnen. 🙂

Vorüberlegungen

Wenn ich mir also so einen Karton bauen möchte, was will ich denn, dass er kann? Bevor ich also daran gehen kann, Hardware auszusuchen, Überlegungen zum System anzustellen usw. muss ich mir erst mal darüber im Klaren sein.

Ich möchte eine Hardware zusammenstellen, die leise ist, aber nicht flüsterleise sein muss. Der Server soll schließlich hinterher nicht im Wohnzimmer stehen, sondern dort, wo er niemanden stört. Außerdem soll die Hardware möglichst stromsparend sein, aber nicht um jeden Preis. Das heißt, falls Leistung benötigt wird, dann muss ich halt mit einem gewissen Stromverbrauch leben. Aber ich muss halt darauf achten, dass ich das Teil nicht überdimensioniere. Zum Beispiel braucht das ding keine Gamer-Grafikkarte und keinen Quadcore mit 3,7 GHz. 🙂

Als Server soll er natürlich vorrangig als Dateiserver dienen. Ich habe einen sehr hohen Speicherbedarf. Nicht nur für mich selbst, sondern auch, weil meine Family oft mit SD-Karten mit gigabyteweisem HD-Material ankommt und will, dass ich das irgendwo bunkere. 🙂 Macht nix, die Videos will ich oft ja auch selbst haben und behalten, wie z. B. die Türkeivideos, die meine Mutter immer wieder mitbringt. Das heißt also, das Teil wird bis Oberkante Unterlippe mit Festplatten vollgestopft. Also ist auch RAID 5, mindestens, nötig. Auch mein MacBook sollte sein TimeMachine-Backup auf der Kiste machen können. Später kann man ja weitere Funktionen hinzufügen, wie z. B. Owncloud, DLNA-Server, oder was einem noch so in den Sinn kommt.

Allein diese Überlegungen machen eigentlich einige Dinge unausweichlich: Es muss ein Gehäuse her, das gut belüftbar ist, viele Platten aufnehmen kann und auch ein normalgroßes ATX-Mainboard fassen kann. Es muss ein Betriebssystem her, welches flexibel ist und viele Möglichkeiten bietet.

Und zu einigen Punkten habe ich auch schon konkrete Pläne. So wird z. B. das NAS unter Linux Debian 7.6.0 laufen. Das System selbst wird auf einer SSD installiert. Zum einen, damit ich das System von den Daten getrennt habe. So kann ich, falls ich es denn mal wollen würde, das System austauschen oder auch bei den Updates hat das Vorteile. Zum anderen verbraucht die SSD kaum Strom und ist geräuschlos. Nach dem, was ich bisher aus Wikis und Foren gelesen habe, ist es mir einfach zu kompliziert, Linux direkt auf dem Raid zu installieren. Das hätte auch noch ganz andere Nachteile, wie z. B. die Festplatten des RAID könnte ich so gut wie nicht mehr in den Standby schicken.

Auch über die restlichen Hardware-Komponenten habe ich mir schon so meine Gedanken gemacht. Gehäuse, Netzteil, Board, Arbeitsspeicher, Prozessor...

Im nächsten Teil wird die Hardware besprochen, die ich für den Server ausgesucht habe. Oder besser gesagt, ausgesucht haben werde… 🙂 Da geht es dann konkret um die Bauteile selbst, und vor allem, warum ich diese für den Server für empfohlen halte.

Wann der nächste Teil allerdings veröffentlicht wird, hängt davon ab, wann ich die Bauteile zusammen habe und wann ich dazu komme, diese auch zusammenzubauen. Diese Blogeinträge werden daher ziemlich unregelmäßig kommen und teils große Abstände haben.

Ich möchte aber noch eines betonen: Ich versuche, den Prozess der Planung und Installation so zu bloggen, dass er leicht nachvollzogen werden kann. Allerdings ist das schon ziemlich fortgeschrittenes Zeug, also nichts, wo man irgendwelche Häkchen in irgendwelchen Dialogen anklickt. Gerade am Server selbst wird viel mit Befehlszeilen gearbeitet oder Konfigurationsdateien editiert. Ich werde zwar die Schritte hier ausführlichst darstellen, aber ich kann auch nicht auf alle Aspekte eingehen. Zum Beispiel, wie man jetzt genau einen PC baut. Das sind dinge, die ich in einem Blogbeitrag nicht wirklich rüberbringen kann. Daher ist dieses Projekt evtl. nicht für jeden gleich gut geeignet.

Nur mal als Beispiel: Wenn ich aus dem QNAP eine Platte austauschen will, so ziehe ich diese einfach raus, warte bis das Ding piept, stecke die neue Platte ein und sehe zu, wie er die Daten rekonstruiert. Unter dem Selbstbau-Server wird das nicht ganz so einfach. Hier braucht es 2 Befehle über die Eingabeaufforderung, bevor ich die Platte rausnehmen kann und einen weiteren Befehl, nachdem ich die neue Platte eingebaut habe, bevor das Ding die Daten rekonstruiert.

Habt also bitte Verständnis dafür, dass ich nicht bei Adam und Eva anfangen kann. Fähigkeiten im Zusammenbau von Hardware und gewisse Kenntnisse im Umgang mit PCs im Allgemeinen muss ich also schon voraussetzen. Konkrete Dinge, wie z. B. die Arbeitsschritte, die in Linux selbst gemacht werden müssen, werde ich möglichst ausführlich beschreiben.

So weit für’s erste. Den nächsten Teil gibt es, wenn die Hardware zusammengestellt und zusammengebaut ist.

Von Kamil Günay

Ich betreibe TuKSuB schon seit 2010. Ich interessiere mich für Computer, Kommunikation, Technik, Astronomie und vieles mehr.